Mit einem Workshop ist am Montag, 5. Dezember 2022, offiziell der Startschuss für das SEGuRo-Projekt in der Stadt Herne gefallen. Neben der RWTH Aachen und der Stadt Herne sind die Stadtwerke Herne AG, die Herne Digital GmbH und die Hochschule Bochum sowie die Unternehmen Rhebo, OPAL RT, Gridhound und Utimaco als Partner an dem Projekt beteiligt. Das beantragte Projektvolumen wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bewilligt und beläuft sich auf circa 1,5 Millionen Euro Förderung.
SEGuRo (SEcure Grids for Redispatch 2.0) ist ein Forschungsprojekt mit einer Gesamtlaufzeit von drei Jahren und beschäftigt sich mit der Thematik sicherer, digitaler Stromnetze. Am Beispiel des Stadtteils Sodingen mit den integralen Bestandteilen Klimaviertel und Energiepark Mont-Cenis wird erforscht, wie mit Hilfe von Simulationen und fälschungssicheren Messungen im Stromnetz die Versorgungssicherheit und Netzstabilität bei hoher Durchdringung von erneuerbaren Energien erhalten und flexibilisiert werden kann.
Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda freut sich, dass Herne ein Reallabor für die Forschenden wird und erklärt: „In der aktuellen Krise ist dieses Projekt wichtiger denn je, da die Bürgerinnen und Bürger merken, dass Energie keine Selbstverständlichkeit, jedoch eine Notwendigkeit ist. Mithilfe des Projekts SEGuRo leisten wir einen wichtigen Beitrag, damit in der Zukunft die Energie zuverlässig und sicher zur Verfügung stehen wird. Das Projekt schafft also einen echten Mehrwert für die Hernerinnen und Herner.“
Die Netzsicherheit und Stabilität der Stromnetze spielen eine wichtige Rolle in dem Forschungsprojekt. So besteht nicht nur die Gefahr von Cyber-Angriffen auf kritische Infrastrukturen. Auch die erhöhten Netzanforderungen auf Nutzerseite, beispielsweise durch mehr batteriebetriebene Elektrofahrzeuge, können zu kritischen Netzzuständen führen.
„Digitalisierte Energiekonzepte bieten hierbei nicht nur neue Potenziale für lokale Energieversorger hinsichtlich des Angebots neuer Energiedienstleistungen, sondern eröffnen gleichzeitig die Möglichkeit, den Anforderungen der Energiewende gerecht zu werden“, sagt Prof. Dr. Haydar Mecit (Hochschule Bochum, Institut für Elektromobilität, Stiftungsprofessur für Urbane Energie- und Mobilitätssysteme).
In Fragen der Netzsicherheit sieht das SEGuRo-Konzept eine fälschungssichere Signierung von Messdaten, einen sicheren Kommunikationskanal zur Übertragung der Daten und eine echtzeitfähige Monitoring-Plattform vor. Prof. Antonello Monti (RWTH Aachen, E.ON Energy Research Center) erklärt als Projektkoordinator: „Eine solch vollumfängliche Kombination von Technologien ist eine Innovation in der Netzüberwachung und bietet eine elementare digitale Grundlage, nicht nur zur Netzregelung, sondern auch für die flexible Abrechnung von unter anderem neuartigen Netzdienstleistungen.“
Ziel des Projekts, das eine Laufzeit von drei Jahren hat, ist es, auf Basis einer detaillierten Systemmodellierung einen digitalen Zwilling, das heißt, ein Abbild des gesamten Systems zu realisieren. Der digitale Zwilling ist echtzeitfähig und wird die nötigen Schnittstellen besitzen, um in Kombination mit aktuellen Messdaten den operativen Betrieb des Stromnetzes zu unterstützen. Als Testumgebung für die Simulation der entwickelten Lösungen wird ein Teil des Stromnetzes der Stadt genutzt, welches bereits mehrere innovative Anlagen enthält, die sich zur Flexibilisierung des Netzbetriebs eignen.
„Für die Stadtwerke Herne sind die Projektergebnisse von großer Bedeutung für die zukünftige Erstellung eines kompletten, digitalen Netzmodells des Herner Stromnetzes“, so Dr. Jürgen Bock, Technischer Leiter der Stadtwerke Herne AG. „Dieses ist aus Gründen der Fernsteuerbarkeit und des Monitorings von angeschlossenen Anlagen wichtig, aber auch für zukünftige Netzplanungsaspekte äußerst relevant. Als Energieversorgungsunternehmen erhoffen wir uns von dem mittels SEGuRo ermöglichten Digitalen Zwillings die digital effizientere Modellierbarkeit der Einflüsse dezentraler Anlagen auf das Gesamtnetz.“
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